Theoretisch ja. Praktisch auch ja, man müsste nur entsprechend viel Zeit in die Wissensaneignung und Umsetzung stecken. Die Frage ist aber weniger „Kann ich Suchmaschinenoptimierung selber machen?“, sondern vielmehr: „Sollte ich?“

Mit diesem Beitrag möchte ich eine der häufigsten Knackpunkte zwischen Suchmaschinenoptimierern bzw. Online Marketing Agenturen und ihren (potenziellen) Kunden klären: Was machen die da eigentlich? UND: Das kann ich doch eigentlich auch selber machen!

Für diejenigen, die sich bereits entschieden haben, Suchmaschinenoptimierung selbst zu machen, sind vielleicht diese Artikel interessant:

Einführung in die selbst gemachte SEO

Um das Ziel der Suchmaschinenoptimierung, Webseiten so zu gestalten, dass sie zu einem bestimmten Keyword gut ranken, zu erreichen, muss man über 100 verschiedene Rankingfaktoren kennen. Und selbstverständlich muss man diese auch umsetzen können – nicht nur den „Vorgaben“ von Google und anderen Suchmaschinen, sondern auch entsprechend der Erfahrungswerte aus der Branche. Denn sicherlich veröffentlichen Suchmaschinen NICHT, wie die Faktoren konkret umzusetzen sind, damit Platz 1 herausspringt, sondern NUR, wie man sie verbessern kann, um einen positiven Einfluss auf das Ranking zu nehmen. Der Hinweis „Title- und Description-Tags für jede Seite individuell zu verfassen“ oder diese nicht „zu lang“ zu machen, sagt nichts über eine ansprechende Formulierung, die von Usern auch tatsächlich geklickt wird.

Oder etwas anders formuliert: Jemand, der Ihnen die Haare kürzt, hat Ihnen noch lange keine Frisur geschnitten! Das bedarf Können und Erfahrung. Die meisten SEOs, zumal es keine „Ausbildung“ für diesen Beruf gibt, haben sich ihr Wissen über Jahre hinweg selbst angeeignet, aus ihren Erfahrungen gelernt und Best Practices erarbeitet.

Wenn man aber klären möchte, ob man Suchmaschinenoptimierung selber machen kann, sollte man die Thematik verstehen. Dabei sollen diese 3 goldenen Regeln helfen.

Goldene Regeln der Suchmaschinenoptimierung

1. Organisch sein & handeln

Nach anfänglichen, zahlreichen Manipulationsversuchen der Suchergebnisse sind es die Suchmaschinen einfach Leid und achten bei der Bewertung der Webseiten verstärkt auf Faktoren, die auf ein solches Vorgehen schließen lassen. Darunter fällt insbesondere ein anorganisches Verhalten.

Kurz gesagt: Man sollte nichts überstürzen und 1.000 Unterseiten / Backlinks nicht an einem Tag auf der Webseite einstellen, sondern nach und nach. Ein sprunghafter Anstieg von Inhalten und Backlinks ist für Suchmaschinen immer ein negatives Signal.

Wichtig: Was aus Sicht von Google Spam in Bezug auf das Wachstum ist, entscheidet die Suchmaschinen nicht pauschal, sondern im Einzelfall. Eine große Newsseite kann daher durchaus viel Content pro Tag liefern, ohne als anorganisch eingestuft zu werden, eine mittelständische Dienstleister-Präsenz weniger.

2. Immer und überall an den Kunden (User) denken

Der User bzw. künftige Kunde sollte dann (geistig) präsent sein, wenn Sie das Ziel der Webseite definieren, wenn Sie sich eine Struktur überlegen, wenn Sie Texte verfassen, wenn Sie Keywords recherchieren, wenn Sie AdWords Anzeigen schalten. Und dazu muss man natürlich wissen, wer „der Kunde“ ist. Markt- und Zielgruppenanalysen sind hier nur der erste Schritt. Man muss sich auch im laufenden Geschäft mit seiner Kundschaft befassen, schließlich ändert auch diese Verhaltensweisen, Gewohnheiten und Anforderungen.

3. Analysieren, anpassen, Geduld haben

Wer Suchmaschinenoptimierung selber machen möchte, muss daher wissen, dass dies ein fortlaufender Prozess ist, der aus Analysen, Anpassungen und erneuten Prüfungen besteht. Gegebenenfalls verfehlen Optimierungsmaßnahmen ihr Ziel und müssen erneut überdacht werden. Vielleicht müssen unterschiedliche Versionen einer Landingpage oder einer Anzeige getestet werden, bevor das Optimum gefunden wird. Zudem braucht vieles in der Suchmaschinenoptimierung Zeit – zum Beispiel das Indexieren durch Suchmaschinencrawler. Man braucht also Geduld! Viel Geduld! Vor allem, um nicht, wie in Punkt 1 beschrieben, überschwänglich und – in der Hoffnung auf schnelle Erfolge – anorganisch zu werden.

PS: Wie die Welt der Suchmaschinenoptimierung funktioniert, versteht man natürlich nicht auf Anhieb. Ich habe mich daher hier um eine simple, aber umfassende Definition zur SEO bemüht.

DIY SEO: Geht das überhaupt?

Informationen, Fachartikel, Anleitungen und Checklisten im Internet. Fachliteratur, Studien, Vorträge. Tutorials bei YouTube. Kostenlose Tools. Als Webmaster und Unternehmer / Dienstleister mit eigener Webseite ist man heute, angesichts der frei verfügbaren Wissensflut und DIY-Hilfestellungen, in einer ausgesprochen guten Ausgangslage, um Suchmaschinenoptimierung selber zu machen. Und warum sollte das nicht funktionieren? Theoretisch kann jeder Webseiten für Suchmaschinen optimieren.

Man müsste sich „nur“ das Wissen aneignen, Wichtiges von Unwichtigem filtern, ein gewisses Händchen für Technik bzw. Programmierung, Design und Content haben – oder mit Standardvorlagen zufrieden sein. Zum Beispiel in der Programmierung erfindet man die Programmiersprachen ja nicht neu, sondern muss einfach nur die Codes kennen und korrekt herunterschreiben. Was man nicht im Kopf hat, findet man sicherlich in einschlägigen Programmier-Foren. Satzbau, Zeichensetzung, Rechtschreibung – dazu informiert der Duden. Man kann also auch die Erstellung von Inhalten eigenständig vornehmen. Und wenn man einen Text schreiben kann, kann man jeden Text schreiben.

SEO selber machen oder Agentur beauftragen?

Die Überlegung, Suchmaschinenoptimierung selber machen zu wollen, tritt häufig bei kleineren und mittelständischen Dienstleistern und Betrieben auf. In erster Linie aus Kostengründen, weil sie sich dann erhoffen, Geld einzusparen, wenn sie keine Agentur beauftragen müssen. Vor allem aber bei kleineren Unternehmen und Firmen hat jeder Mitarbeiter seine ganz spezielle Aufgabe, ein gelernter SEO sitzt nur selten dazwischen. Und schon muss man neben dem üblichen Tagesgeschäft auch noch die Suchmaschinenoptimierung selber machen. Wenn man sich überlegt, dass es unzählige Agenturen für SEO und Online Marketing gibt, kann man erahnen, dass es sich eigentlich um einen Fulltime-Job handelt, und keine Aufgabe, die man neben Vertrieb, Kundenberatung oder Controlling noch durchführen kann. Und zwar so durchführen, dass sie auch Früchte trägt und das Webseitenranking verbessert. Ob man SEO „inhouse“ übernimmt, hängt also davon ab, ob die erforderlichen (zeitlichen) Ressourcen zur Verfügung stehen. Aus Erfahrung sei gesagt: Wird SEO stiefmütterlich behandelt, verbrennt man nur Kapital und Arbeitskraft. Hierauf bezogen kann man sagen: Suchmaschinenoptimierung selber machen – nur als Vollzeit-Aufgabe!

“Inhouse“-Kosten nicht vergessen!

Nur weil Sie die Suchmaschinenoptimierung selber machen, bedeutet dies nicht, dass Sie Kosten sparen. Um aus finanzieller Sicht beurteilen zu können, ob eine Agentur doch der bessere Weg wäre, müssen Sie auch für die selbstgemachte SEO die Kosten kalkulieren. Vergessen Sie hierbei nicht die Zeit für die „Einarbeitung“ in die Thematik, die je nach Vorkenntnissen kürzer oder länger dauern kann, sowie für die Umsetzung, die erfahrungsgemäß bei Laien – schlichtweg aufgrund mangelnder Erfahrungen – länger dauert. Berücksichtigen Sie hierbei auch, die Zeit und Arbeitskraft, die Ihnen nun an anderer Stelle fehlt – beispielsweise im Vertrieb. Gegebenenfalls muss ein anderer Mitarbeiter diese Aufgaben übernehmen, was wiederum dort für Mehrstunden / Mehrkosten sorgt.

Ganz wichtig: Unbedingt eine realistische Selbsteinschätzung dieser Überlegung zugrunde legen. Suchmaschinenoptimierung selber machen lohnt sich betriebswirtschaftlich auch nur dann, wenn nicht später doch noch eine Agentur beauftragt werden muss, die unter Umständen selbst kreierte „SEO Fehler“ ausbügeln muss.

Um die Kosten der SEO Agentur gegenüber stellen zu können, sind konkrete Angebote erforderlich. Zwar kann man pauschale Angaben machen, wie sich die Kosten für eine Agentur zusammensetzen. Aber die tatsächlichen Preise variieren – bei seriösen Agenturen – entsprechend der individuellen Maßnahmen. Unter anderem wie sich die Kosten für die Suchmaschinenoptimierung einer Agentur zusammensetzen, erläutere ich im Artikel „Suchmaschinenoptimierung Preise – was kostet Suchmaschinenoptimierung?“ näher. Unabhängig davon: Die Qualifikationen und Leistungen einer SEO Agentur sollten entscheidender sein als niedrige Preise!

Ob der Profi ran muss oder die selbstgemachte Suchmaschinenoptimierung doch noch eine Chance hat, kann man entsprechend der eigenen Fähigkeiten abschätzen bzw. anhand der Leistungen, die ein SEO oder eine Agentur noch „on top“ bringen kann – also etwa die SEO Leistungen, die man selber nicht erbringen kann. Dazu die nachfolgenden Kurz-Checks:

Bin ich fit für die Suchmaschinenoptimierung?

  • Bestehen Erfahrungen in der Suchmaschinenoptimierung? Hat man bereits aktiv Maßnahmen der Onpage und/oder Offpage Optimierung umgesetzt?
  • Gelingt der Umgang mit den wichtigsten SEO Tools? Analytics, Search Console…?
  • Kann man es sich zeitlich erlauben, sich in die Thematik näher einzuarbeiten? Entwicklungen der Branche – insbesondere der Suchmaschinen – zu verfolgen und einzuordnen?
  • Ist man überhaupt „netzaffin“? Was sind „HTML“, „robot.txt“, Canonical-Tag und Penguin 4.0?
  • Kann man Zahlen und Ergebnisse richtig interpretieren? Würde zum Beispiel die Optimierung auf ein Keyword Sinn machen, das viele Suchanfragen verspricht, aber auch einen hohen Wettbewerb mit sich bringt?
  • Wie viel Zeit kann wöchentlich in die Suchmaschinenoptimierung investiert werden?
  • Können Kapital und Arbeitskraft investiert werden? Fortlaufend – nicht nur einmalig.
  • Wie viel würde das kosten? Können Angebote von professionellen Agenturen als Vergleich herangezogen werden?

Wann sollte der Profi helfen?

  • Grundsätzlich immer dann, wenn man die Leistung selber nicht erbringen kann und möchte – zeitlich und aus Sicht der Arbeitskraft. Beide Ressourcen könnten unter Umständen in anderen Betriebsbereichen effektiver eingesetzt werden.
  • Wenn die Konkurrenz sehr groß ist. Denn vor allem in stark umkämpften Wirtschaftsbereichen und Marktsegmenten ist die SEO sehr aufwendig und zeitintensiv. Schließlich muss man viele Mitbewerber „abhängen“
  • Wenn die übrigen Wettbewerber auf professionelle Unterstützung setzen. Die Ressourcen werden in Agenturen einfach besser verteilt. Dies einzuholen, dauert seine Zeit oder ist gar für Laien unmöglich.

Extra-Check: Was der Profi leisten kann

  • Professionelle Suchmaschinenoptimierer haben Erfahrung. Sie kennen die Branche, die Entwicklungen der vergangenen Jahren, wissen um Best Practices und mehr, müssen also nicht erst „ausprobieren“, was funktioniert und was nicht.
  • Seriöse Agenturen arbeiten mit spezialisierten Profis zusammen – also beispielsweise Programmierern oder Textern, die ihr Handwerk gelernt haben und einzusetzen wissen. Wenn Sie Suchmaschinenoptimierung selber machen wollen, müssten Sie sich diese Fähigkeiten anlernen oder selber Experten recherchieren und diesen Aufträge erteilen, koordinieren, überprüfen.
  • SEO und Online Marketing Agenturen befassen sich ausschließlich mit dieser Thematik – Tag für Tag. Während diese ihrem Kerngebiet nachgehen, können Unternehmer ihrem nachgehen.

Ob Sie einen Profi für die Suchmaschinenoptimierung beauftragen sollten, können Sie auch mit dieser Checkliste „Brauche ich einen SEO?“ in Erfahrung bringen. Sie gibt etwas ausführlicher als der Kurz-Check Aufschluss über die Notwendigkeit eines SEO Profis.

Profi finden: Was seriöse Agenturen auszeichnet!

✓ Suchmaschinenoptimierung bildet die Kernkompetenz und diese kann / wird dem potenziellen Kunden auch vermittelt
Persönlicher Ansprechpartner, regelmäßige Meetings / Statusberichte (telefonisch und per E-Mail)
Durchführung von Ausgangs-, Zielgruppen- und Marktanalysen, gemeinsame Zieldefinition, Festlegung von wichtigen KPIs
✓ Abstimmung von Optimierungsmaßnahmen im Detail, ggf. Einholung der Freigabe
✓ Verwendung von branchentypischen SEO Tools inkl. Anleitung im Umgang für den Kunden
✓ u.a. Prüfung auf Duplicate Content, unseriöse Backlinks ggf. auch Bereinigung der Backlinkstruktur, Page Speed, Traffic und Conversion
✓ Beratung u.a. zur Verwendung von Rich Snippets, My Business Einträgen, zu Google Analytics, zu individuellen Produktbeschreibungen, SEA Tools und AdWords Gebotsstrategien
✓ Performance-Messung, Controlling, Conversion-Optimierung

Wann „SEO selber machen“ sinnvoll ist

Suchmaschinenoptimierung sollte im Idealfall nur dann selber durchgeführt werden, wenn in einem der wichtigen Teilbereiche ein gewisses Grundkönnen vorhanden ist. Also wenn PHP und HTML kein Stirnrunzeln verursachen, wenn Schreiben keinen geistigen Krampf verursacht, wenn Bloggen, Instagrammen und Facebooken sogar Freude bereitet, dann kann es lohnenswert sein, diese Aufgaben selber zu übernehmen. Auf Wunsch des Kunden führen SEO Agenturen auch Schulungen durch, sodass die tägliche Webseitenpflege eigenständig durchgeführt werden kann. Während zum Beispiel der Backlinkaufbau weiterhin von der Agentur übernommen wird, kann also der Kunde selber u.a. Content einstellen, Seiten ausbauen, Bilder pflegen, etc.

Einige Punkte, die der Laie / Kunde selber übernehmen kann und somit die Suchmaschinenoptimierung seiner Webseite unterstützt, habe ich nachfolgend aufgelistet. Es gilt aber bei jeder Maßnahme: Nur selber machen, wenn man sich entsprechend fachlich informiert und einarbeitet.

Tipps: SEO im Alltag selber machen

  • Regelmäßigen Content schreiben. Ob man Seiteninhalte erweitert, Blog- und Newsbeiträge verfasst, Fachartikel und Whitepaper ausarbeitet: Guter Content kann auch vom Unternehmen selber kommen, zumal hier (hoffentlich) die thematische Expertise vorhanden ist. Und hochwertiger Content, der für die Zielgruppe einen Nutzen bringt, sorgt weiterhin für Verlinkungen.
  • Relevanz & Präsenz im Social Web ausbauen. Wenn man seine Zielgruppe in sozialen Netzwerken z.B. mit aktuellen News, Entwicklungen und ähnlichem versorgen möchte, kann dies im Grunde niemand besser liefern als das Unternehmen selber. Denn die Mitarbeiter sitzen an der Quelle. Wenn Mitarbeiter Zeit und Freude am Social Web haben, können sie entsprechend der Social Media Strategie die diversen Kanäle eigenständig bedienen.
  • Title- und Description-Tags ausfüllen. Sie sind der erste Eindruck, den ein User von der Webseite innerhalb der Suchergebnisse erhält. Title und Description müssen daher ansprechend geschrieben sein – informativ, animierend und die Suchintention befriedigend. Wer das leisten kann, kann diese SEO Maßnahme durchaus selber machen.
  • Links generieren. AKTIVE Beteiligungen und SINNVOLLE Beiträge von Mitarbeitern in Foren, sozialen Netzwerken oder Blogs können dazu beitragen, die Webseite bekannter zu machen und Backlinks zu generieren. Auch Gastbeiträge in Fachblogs oder ähnlichem können diesen Zweck erfüllen. Doch Vorsicht: Keinesfalls zu SPAM werden! Wer immer / lediglich den Link zur eigenen Webseite postet und keinen wertvollen Beitrag zu einer Diskussion liefert, erntet in Foren und Blogs keinen Beifall!

Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Viel zu oft lassen sich Webseitenbetreiber und Unternehmer von der vermeintlich leichten Suchmaschinenoptimierung täuschen und versuchen sich selber an der Rankingverbesserung. Leider mit meist mäßigem Erfolg, denn es bedarf mehr als nur einen Computer und einen Internetanschluss, Videoanleitungen und Fachliteratur, um tatsächlich online erfolgreich zu sein.

Meine Empfehlung: Lassen Sie einen Profi die Suchmaschinenoptimierung durchführen und lassen Sie sich in jenen Aufgaben anleiten, die Sie eigenständig übernehmen können. Manchmal ist es ratsam, SEO zunächst zu „lernen“, sich das tägliche SEO-Geschäft anzuschauen, als sich Tutorials, Ratgeber und Tipps durchzulesen und auf eigene Faust loszulegen. Denn am Ende zählt vor allem die Effizienz, mit der man Suchmaschinenoptimierung betreiben kann. Man sagt nicht ohne Grund: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“