Als Onlineshopbetreiber gehört man im Grunde genommen schon von Anfang an zu den Verlierern: Man muss sich gegen den lokalen Handel behaupten UND gegen die Konkurrenz aus dem WWW – große sowie kleine Shops. Gleichzeitig hat man kaum Zeit, die zahlreichen Artikel vernünftig einzupflegen, weil man ja außerdem für Vertrieb, Vermarktung, Einkauf und Bestellung zuständig ist. Wie erfreulich, dass da auch noch die Suchmaschinenoptimierung mitmischen will.

Warum brauchen Onlineshops Suchmaschinenoptimierung?

Für die meisten Menschen, die im Netz auf Produkt- oder Informationssuche gehen, beginnt die Recherche bei einer Suchmaschine – und die ist in Deutschland ganz klar Google. Die Suchmaschine ist also ein wichtiger Kanal, um Traffic und Umsatz zu generieren. Das gilt selbstverständlich auch für Onlineshops.

Sinnvoll (und reizvoll) ist die Suchmaschinenoptimierung für Onlineshops auch dahingehend, dass man nicht mehr für jeden Besucher und jede Conversion zahlt – wie bei AdWords Anzeigen oder Affiliate-Kampagnen.

Was sind die größten Schwachstellen von Shops?

Die großen Player wie Amazon, Zalando oder Shops, die großen Modehäusern zugehörig sind, kann man an dieser Stelle ausklammern. Sie verfügen in der Regel über die nötige personelle und finanzielle Ausstattung, um ein exzellentes Shopsystem einzurichten und Produkte hübsch und einzigartig hergerichtet anzubieten. Es sind aber in der Regel die kleineren Nischen-Shops, die auf eine gute Suchmaschinenoptimierung angewiesen sind – und gleichzeitig nur begrenzt Fachwissen, Zeit oder Geld einbringen können.

So kann es sinnvoll sein, sich zunächst auf die größten Schwachstellen von Onlineshops zu konzentrieren, die auch für die Suchmaschinenoptimierung eine Rolle spielen.

1. Konsumenten/ User

Was die Suchmaschinen für ein gutes Ranking fordern, ist nicht immer das, was ein User fordert und braucht, um eine Bestellung abzuschicken. Zwar sind die Zeiten von schlechten Texten und fragwürdigen Backlinks vorbei: Die ersten Suchergebnisse erfüllen aber trotzdem nicht immer die richtigen Kriterien für einen erfolgreichen Kauf. Der Shop-Besucher hat durchaus hohe Ansprüche und wünscht sich ein ähnlich komfortables und Wohlgefühl steigerndes Kauferlebnis wie im stationären Handel. Das fängt bei einer guten Menüführung an und geht über hilfreiche (!) Produkttexte bis hin zu einwandfreiem Service inklusive verschiedener Zahlungsoptionen, Rückgabeoptionen und schnellen Versand.

Sicherlich möchte kaum ein Händler einen Shop mit schlechtem Service oder komplizierter Kaufabwicklung, mache vergessen aber dennoch die Kundenbedürfnisse in den Fokus zu stellen. Darauf sollte man sich einfach mal öfter konzentrieren! Denn tatsächlich spielt der Wunsch des User bzw. Kunden bei nahezu jeder Entscheidung eine Rolle: Der User möchte von optimierten Rich Snippets angesprochen werden, die Seite schnell aufrufen können, intuitiv durch das Menü finden, alle Fragen beantwortet bekommen, etc.

2. Artikelmasse

Ein vielfältiges Sortiment ist wunderbar: Der User kann aus verschiedenen Produkten wählen und entscheidet sich vielleicht sogar für ein Zubehör oder ein weiteres Angebot. Da aber selbst Nischen-Shops Hunderte Artikel online stellen müssen, ist das wahrlich eine Mammutaufgabe – wenn man denn Bilder suchmaschinenfreundlich optimiert und einzigartige Inhalte erstellt. Und das dann jedes Mal bei Sortimentswechsel. Kaum ein (kleinerer oder mittlerer) Shopbetreiber hat dazu die Möglichkeiten. Es ist also weniger das breite Angebot das Problem, sondern vielmehr die mit Zeit- und Geldmangel verbundenen anderen Schwachstellen.

3. Content

Shops brauchen gute Inhalte. Punkt! Suchmaschinen möglichen Inhalte, das weiß man mittlerweile. Aber auch der User möchte sich in einem Onlineshop ähnlich gut beraten fühlen wie in einem Geschäft oder einer Boutique. Hier gibt es zwei Probleme: Aufgrund der Artikelmasse kommen Shopbetreiber gar nicht hinterher, alle Produkte individuell zu betexten – von den erforderlichen Fähigkeiten einmal ganz abgesehen – und greifen lieber zur Herstellerbeschreibung. Da aber nur die wenigsten Onlinehändler tatsächlich Unikate anbieten und der Artikel meist auf zig anderen Shops zu finden ist, die wiederum dasselbe Problem haben, entsteht zwangsläufig Duplicate Content. Nix, was Google gefällt!

Apropos Suchmaschine: Die mag Content – aber wohin damit im Onlineshop? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie mehr Inhalte in Shops integriert werden kann. Unter anderem durch Produktbeschreibungen, Ratgeber oder einen Blog. Im Übrigen: Wer hier nicht auf Mehrwert setzt, sollte sich die Mühe sparen. Das klingt mittlerweile schon etwas ausgelutscht, aber der User kann mit belanglosen Inhalten nicht viel anfangen. Am besten fragt man sich immer: Für welchen Zweck eignet sich das Produkt? Was ist zu beachten? Was sollte der Kunde wissen? Was möchte er wissen? Wenn ich eine Jeans suche und über die Geschichte der Jeans aufgeklärt werde, ist meine Motivation, das Produkt zu kaufen eher gering.

4. Ladezeiten

User sind im Grunde ungeduldige 3-jährige Kinder, die nicht mal eine Sekunde auf ihr Eis warten können. Schlecht ladende Seiten sind daher das K.O.-Kriterium für einen Onlineshop. Denn leider hat der User ja auch jederzeit die Möglichkeit, das gewünschte Produkt bei einem anderen Händler zu bestellen. Kategorieseiten, Markenseiten, Produktseiten, Bilder und vieles mehr machen den Onlineshop aber schwerfällig. Umso wichtiger ist es, dass man sich der Optimierung des Quellcodes, der Bilder und der Auslagerung von JavaScript und ähnlichem widmet. Gleichzeitig kann man die Anzahl der HTTP-Requests reduzieren und Caching verwenden.

5. Sortimentswechsel

Und wenn man sich die ganze Mühe gemacht hat und der Shop auf Erfolg steht, dann kommt der Sortimentswechsel und macht alle Rankings zunichte. Wer Traffic und Positionen retten möchte, sollte 301-Redirects einrichten. Das gelingt am besten, wenn die URL des gelöschten Artikels auf eine ähnliche Produktseite weiterleitet – mit ähnlich relevanten Keywords. Eine Alternative wäre die Weiterleitung auf die Kategorieseite, sodass der Kunde selber aus ähnlichen Produkten wählen kann.

Tu es: Die wichtigsten SEO Maßnahmen für Onlineshops

Jetzt möchte ich aber endlich aufzeigen, was SEO für Shops umfasst. Shop SEO unterscheidet sich dabei gar nicht so dramatisch von Suchmaschinenoptimierung für Webseiten. Auch hier führt man verschiedene Optimierungsmaßnahmen onpage und offpage durch. Dennoch ist die Suchmaschinenoptimierung für Onlineshops deutlich diffiziler. Womit wir wieder bei den Schwachstellen von Onlineshops wären.

Hier nun die SEO-Basics für Onlineshops:

Onpage

➔ Klickstarke Rich Snippets aus optimierten Meta-Tags (Title und Description) und sprechender URL – OHNE Keyword-Stopferei und leere Worthülsen
➔ Kurze Ladezeiten durch einen schlanken Quellcode und Caching
➔ Optimierte und schnell ladende Seiten für Mobilgeräte spielen künftig auch für das Google-Ranking eine Rolle, denn die Suchmaschine wechselt demnächst zum reinen Mobil-Index [LINK]
➔ Gerade bei Onlineshops, in denen das Angebot häufiger wechselt, sollten 301-Redirects und 404-Fehlerseiten eingerichtet bzw. bestmöglich vermieden werden
➔ Weiterleitung auch für verschiedene URL-Versionen einrichten
➔ Paginierte Seiten mit rel=“next“ und rel=“prev“ einrichten, Filterfunktionen und Session-IDs vom Crawling ausschließen, Indexierung über fehlerfreie robots.txt erleichtern
➔ Intelligente Seitenstruktur mit flachen Ebenen anlegen und untereinander sinnvoll verlinken – am besten nach dem Breadcrump-Prinzip
➔ Relevanten und einzigartigen Content für Startseite, Kategorien und Artikel anlegen – inklusive korrekter H-Überschriften, Formatierung und wichtigen Keywords
➔ Optimierte Bilder mit Alt-Attribut und relevanten Dateinamen

Weitere Tipps für die Shop SEO gibt es weiter unten im Artikel – auch für die nachfolgenden Offpage-Faktoren!

Offpage

➔ Mit besseren Links von unterschiedlichen URLs und Domains rankt man besser als mit vielen Backlinks
➔ Daher: Billige Verlinkungsangebote ignorieren und lieber Lieferanten, Hersteller und andere Partner um einen Verweis auf den Shop bitten
➔ Wichtig sind dabei Themenrelevanz und ein natürliches Wachstum, das in erster Linie nicht zu schnell ist

Warum Shops den Fokus auf Content legen sollten!

User und Suchmaschinen sind gleichermaßen anspruchsvoller geworden, wenn es um das Onlineshopping geht. Während Suchmaschinen zunehmend auf Inhalte setzen, wollen auch Shopbesucher relevante Informationen zu einem Artikel erhalten und online beraten werden. Schließlich kann man sich zurecht fragen: Warum ist ein Shop besser als die Konkurrenz, wenn die Produktbeschreibung überall gleich ist?

Content hilft Onlineshops sich aus der Masse abzuheben – und das ist wichtig, kann der User doch tatsächlich mit nur wenigen Klicks zur Konkurrenz wechseln. Als Shopbetreiber kann man sich auch einfach wieder auf das eigentliche Vorhaben besinnen: Verkaufen! Und wie verkauft man am besten? Durch Beratung, die in dem Konsumenten den Wunsch weckt, das Produkt unbedingt erwerben zu müssen. Frei nach dem AIDA-Modell: Attention, Interest, Desire, Action! Aufmerksamkeit, Interesse, Verlangen und Handlung.

Es reicht aber nicht, den Marktschreier zu geben und einfach am lautesten zu brüllen. Onlineshops müssen durch sinnvolle Inhalte überzeugen, die erklären, dass das Produkt das richtige ist. Man muss sich bei der Fotokamera ebenso fragen, was der Kunde sucht, wie bei der Jeans. Sind maximal schöne Urlaubsfotos möglich oder auch professionellere Bilder? Passt die Jeans zu meinem Figurtyp? Eignet sich der Wanderrucksack für eine Alpenüberquerung oder ist er zu klein?

Natürlich kann sich ein Onlineshop neben dem Verkauf auch als Experte positionieren, in dem er seinen Usern und Kunden wertvolle und hilfreiche Informationen liefert – über die reine Produktbeschreibung hinaus. Beispielsweise Checklisten für die nächste Wanderung. Tipps für richtige Belichtungseinstellungen bei Spiegelreflexkameras. Oder eine umfangreiche Materialkunde bei Sportbekleidung.

Also liebe Onlineshops, raus aus der Komfortzone!

9 Tipps für nachhaltige Shop SEO

1. Belanglose Texte sind ebenso schlimm wie überoptimierte. Häufig ein Problem bei Kategorietexten, weil man möglichst alle Keywords unterbringen möchte. Besser man entscheidet sich für die relevantesten Suchbegriffe und baut darum einen wertvollen Text.

2. Wenn man sich die Mühe macht und Kategorietexte verfasst, sollte man sie nicht im Footer oder in der Sidebar verstecken. Denn Content in diesen Positionen wertet Google schlechter als Inhalte, die im oberen Bereich der Seite stehen. Eine gute Lösung ist hier, den Inhalt auf den oberen und unteren Bereich der Kategorieseite aufzuteilen.

3. Qualitäts-Backlinks sind besser als massenhaft schlechte Links. Und die besten Links sind meist exklusiv. Die Verlinkung mit Herstellern und anderen Shop nahen Dienstleistern ist eine gute Möglichkeit, wertvolle Links zu erhalten, die der Konkurrenz vorenthalten sind.

4. Die zahlreichen Filterfunktionen sind für User hilfreich, schnell das passende Produkt zu finden. In Bezug auf die URL können sie jedoch zum Problem werden, denn unter Umständen wertet Google diese ab dem dritten oder vierten Filter als Spam. Abhilfe schafft man mit dem „noindex“-Attribut für die Seiten ab einer bestimmten Anzahl von Filtern.

5. Content als Hilfe zur Kaufentscheidung verstehen. Ist ein Produkt für einen bestimmten Einsatzzweck mehr oder weniger geeignet, sollte man das auch kommunizieren. So erspart man sich auch eine eventuelle Rückabwicklung des Kaufes und muss nicht mit negativer Kritik rechnen.

6. Nutzen Sie Kundenbewertungen, um die Produktseiten zu individualisieren und die Conversion Rate zu verbessern. So zeigt man gleichzeitig, dass man mehr als nur den üblichen Hersteller-Einheits-Beschreibungs-Brei zu bieten hat.

7. Sichtbarkeit in den Suchmaschinen ist wichtig. Grundsätzlich sollte man aber langfristig den Aufbau einer Marke im Blick haben. Dadurch gewinnt man wiederkehrende Kunden und User, die nicht über die Suchmaschine kommen.

8. Bei allem ist eine fehlerfreie und funktionierende Technik entscheidend. Die Suchmaschine muss die Seiten erfolgreich crawlen und indexieren können. Da spielt wiederum die interne Verlinkung eine wichtige Rolle.

9. Fehlen Zeit und Wissen sollte man nicht unnötig viel Geld verpulvern und einen Experten aufsuchen, der die Suchmaschinenoptimierung für den Shop übernimmt. DIY SEO kann unter Umständen mehr kosten als eine professionelle Agentur, weil sie ihr Handwerk schlichtweg versteht und nicht erst „ausprobieren“ muss.

Qualität vor SEO!

Wer kennt das nicht: Voller Erwartung schiebt man den Mauszeiger auf das erste Ergebnis in der Trefferliste der Suchmaschine und hofft, sogleich die Erfüllung seiner Wünsche zu finden. Onlineshops – aber auch viele Webseiten – können hier sehr enttäuschen. Da wird ein hoher Aufwand für die Suchmaschinenoptimierung betrieben, weil, klar, NUR die ersten Positionen in der SERP von Bedeutung sind. Der Konsument als User und potenzieller Kunde wird dabei nicht selten vergessen.

Sicherlich, auch für den User hat es Vorteile, wenn der Onlineshop bestimmte SEO-Faktoren wie schnelle Ladegeschwindigkeit und Usabilty erfüllt. Wenn die Bemühungen aber nicht bis zur Produktseite oder bis zum Warenkorb durchschlagen, war alles vergebens. Schließlich muss der User sein Portemonnaie öffnen, das Geld (virtuell) in die Hand nehmen und ein Produkt kaufen. Nicht die Suchmaschine. Es ist daher manchmal ratsam, nicht wie ein Pferd mit Scheuklappen nur nach Vorne Richtung Suchmaschinenoptimierung zu blicken, sondern die User- und Kundenbedürfnisse als Qualitätsmerkmal im Blick zu haben.

König ist am Ende des Tages eben doch immer noch der Kunde!

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